Von Ende Mai bis Anfang Juli habe ich mein Praktikum im Berliner Bundestagsbüro bei Frau Lücking-Michel gemacht. Seit langer Zeit interessiere ich mich für Politik und Geschichte. Ein Praktikum im Herzen der deutschen Demokratie zu machen, war für mich also eine verlockende Möglichkeit, die ich gerne angenommen habe.
Im politischen Alltag hatte ich die Möglichkeit, zahlreiche Erfahrungen sammeln zu können. Während es am Montag in Berlin noch relativ ruhig zugeht, da alle Abgeordneten aus ihrem Wahlkreis anreisen, ist die restliche Woche bereits verplant. In der Bürorücksprache, die meistens Montag stattfindet, koordinieren sich das Bundestagsbüro und das Wahlkreisbüro für die kommenden Wochen.
Die Arbeit wartete trotzdem nicht, meist hatte ich viel mit Öffentlichkeitsarbeit zu tun. Bürgeranfragen mussten beantwortet und Recherchearbeit für die bevorstehenden Arbeitsgruppen und Ausschüsse betrieben werden. Auch Texte für Facebook und den Bericht aus Berlin habe ich verfasst.
Miterleben kann man das politische Leben in Berlin ab Dienstag in den Arbeitsgruppen. Fraktionsintern sprechen sich die jeweiligen Abgeordneten ab, zu Themen, die am darauffolgenden Tag im Ausschuss oder im Plenum angesetzt sind. Um die Fülle der Themen auf professionellem Niveau bearbeiten zu können, ist jeder Abgeordnete in einem bestimmten Thema Experte, sogenannter Berichterstatter. Feststellen lässt sich aber ganz schnell: In den jeweiligen Ausschüssen wird viel und lange gesprochen. Im Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung gab es in jeder Sitzung interessante Gäste: UN-Beauftragte, die über die Entwicklung von Projekten und Missionen berichtet haben, und natürlich die Unterrichtungen der Bundesregierung, die sich den kritischen Fragen der Abgeordneten stellen mussten. Mein Highlight war die Delegation um den Präsidenten der Nationalversammlung der Islamischen Republik Pakistan.
Ich habe also in der ersten Woche bereits die politische Arbeitsweise im Bundestag viel besser zu verstehen gelernt. Durch die intensiven Diskussionen in den Ausschüssen kennt man meist schon die Gegenargumentation der Opposition, die später im Plenum wiedergegeben werden. Natürlich muss für die Sitzungen auch vieles vorbereitet werden. Während der Arbeit im Bundestag habe ich deshalb viele Texte er- und verarbeiten müssen. Durch die fertigen Pressemappen bleibt einem zwar das Suchen der wichtigen Artikel in den einzelnen Zeitungen erspart, das Lesen jedoch nicht. Dadurch konnte ich mein Wissensspektrum zu interessanten politischen Themen enorm vergrößern. Denn Briefings für Frau Lücking-Michel zu erstellen, lag oft an der Tagesordnung.
Ein großes Projekt, das ich während meiner Zeit im Praktikum bearbeitet habe, war das AfD Grundsatzprogramm. Das Kommentieren des Programms hat zwar einige Zeit und viel Recherche beansprucht, allerdings auch gezeigt, welche Themen und Argumente die Partei liefert.
Frau Lücking-Michel hat keine Gelegenheit ausgelassen, mich zu interessanten Veranstaltungen, Fachgesprächen, Sitzungen oder Abendveranstaltungen mitzunehmen. Die Fachgespräche der Fraktion waren vor allem hilfreich, sich zu komplexen Themen durch Expertengespräche und Diskussionen Meinungen auf fundierten Fakten bilden zu können. Zum internationalen politischen Austausch wurden auch Delegationen aus fremden Länder eingeladen, an deren Treffen ich auch teilnehmen durfte.
Trotz der zahlreichen Termine und Gespräche hat Frau Lücking-Michel gerne Besuchergruppen aus dem Wahlkreis empfangen. Oft waren Schüler oder Studentengruppen zu Gast, die die Möglichkeit genutzt haben, die Gebäude des Bundestages besichtigen zu können und vor allem mit Frau Lücking-Michel Diskussionen zu führen.
Die wohl bedeutendsten Themen während meiner Praktikumszeit waren die Abstimmung über den Brexit, die Verabschiedung des neuen Sexualstrafrechts und die Debatte über das bevorstehende Bundesteilhabegesetz. Interessant für mich war es zu sehen, dass zuvor behandelte politische Themen im Bundestag kurze Zeit später in den Presseportalen diskutiert wurden.
Natürlich habe ich auch bekannte Persönlichkeiten aus der Politik hautnah miterleben dürfen. Während Claudia Roth es oft geschafft hat, langwierige Diskussionen im Ausschuss durch enthusiastische Redebeiträge etwas aufzulockern, bin ich mit Ursula von der Leyen und großem Sicherheitsaufgebot Aufzug gefahren. Anton Hofreiter schlendert gerne mit seinem Sakko über der Schulter durchs Gebäude, Mittags am Nachbartisch isst Thomas Oppermann mal mit Mitarbeitern zu Mittag oder Gregor Gysi grüßt einen morgens auf den Fluren zum Reichstag.
Abschließend lässt sich sagen, dass ich die Zeit im Bundestag sehr genossen habe. Das A und O für einen erfolgreichen Parlamentarier, das hat sich schnell gezeigt, sind jedoch die Mitarbeiter hinter ihm. Danke für die tolle und interessante Zusammenarbeit mit Frau Lücking-Michel und ihrem Team!
