
Den vierten Tag meiner Sommertour durfte ich heute bei der Bonner Tafel verbringen. Seit 1998 gibt es sie in Bonn.
Die Tafel ist sicherlich ein Begriff, den jeder schon einmal gehört hat. Sie ist eine Sozialeinrichtung, die Lebensmittel, die nicht mehr verkäuflich sind, an Bedürftige verteilt. Die Waren sind jedoch qualitativ einwandfrei, Brot von gestern, Joghurt, dessen Mindesthaltbarkeitsdatum in wenigen Tagen erreicht ist oder Gemüse vom Vortrag.
Mein Tag bei der Bonner Tafel als ehrenamtliche Helferin begann mit der morgendlichen Fahrt zu den jeweiligen Supermärkten, Bäckereien und Händlern, um alte oder unbrauchbare Ware abzuholen und gleichzeitig bereits sortierte Ware vom Vortag an Institutionen wie Frauenhäuser, Kranken-, Kinder- oder Drogenhilfen zu liefern.
In der Geschäftsstelle wurden die Lebensmittel danach ausgeladen, nochmals gesichtet und je nach Haltbarkeit gelagert. Der größte Teil aber, vor allem Obst und Gemüse, wird noch am gleichen Tag an die Kunden weitergegeben.
Ohne Berechtigungskarte geht gar nichts. Die Bedürftigkeit muss nachgewiesen werden. Nichts bei den Tafeln ist ganz kostenlos, denn je nach Anzahl der Personen im Haushalt wird um eine Spende gebeten, hat doch auch die Tafel ihre Kosten zu decken. Trotz dieser Spende kommen viele Menschen zur Tafel, die sich den Besuch im normalen Supermarkt nicht leisten können.
Die Bonner Tafel verfügt insgesamt über 95 ehrenamtliche Helfer, die monatlich rund 1000 Stunden ehrenamtlich arbeiten.
Jede Woche erhalten regelmäßig über 3300 Bedürftige Lebensmittel. Die fünf vereinseigene Transporter sind für Tafeldienste insgesamt etwa 4000 Kilometer monatlich unterwegs. Der Eigenanteil von 50 Cent pro Person dient der Deckung der Spritkosten.
„Wenn wir uns die ganze Palette der Freiwilligenarbeit vor Augen führen, wird deutlich, dass die Bedeutung des Ehrenamts gar nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Unsere ganze Gesellschaft kann nur so funktionieren, wie sie funktioniert, weil es ehrenamtlich Tätige in großer Zahl gibt“, sagt Lücking-Michel. „Vor allem im sozialen Bereich stünden viele Menschen allein und hilflos da, wenn es keine Bürgerinnen und Bürger gäbe, die in ihrer Freizeit da anpacken, wo Hilfe gebraucht wird“, so Lücking-Michel am Tagesende.