Auch zur Bundestagswahl liefert der WDR mit seinem Kandidatencheck einen umfangreichen Service. Wir Kandidatinnen und Kandidaten beantworten unter Live-Bedingungen alle dieselben Fragen, jeder hat dafür genau vier Minuten Zeit. Nachträgliche Schnitte oder Wiederholungen sind ausgeschlossen. Seit Juli wurden die Interviews an 22 Tagen in den elf NRW-Studios des WDR sowie in Berlin aufgenommen.
Das Video des WDR zur Bundestagswahl können Sie hier sehen.
Wie am Ende des Videos angekündigt, finden Sie hier weitere Antworten auf Fragen des WDR:
Nach der Brexit-Entscheidung befindet sich die EU in der Krise. Welche Rolle soll Deutschland künftig in der EU einnehmen?
Die Zustimmung der Bürger zu Europa ist in den vergangenen Monaten wieder gestiegen. Zehntausende in ganz Europa gingen für „Pulse of Europe“ auf die Straße, Frankreich und Deutschland sind näher zusammengerückt. Diesmal müssen wir die Chance ergreifen und Europa fit machen für Gegenwart und Zukunft. Wir sind bereit, bei der Überwindung der Probleme gerade beim Abbau der hohen Jugendarbeitslosigkeit solidarisch zu helfen, denn wir wollen den Erfolg der gesamten EU. In dieser außenpolitisch schwierigen Zeit sind wir entschlossen, die deutsch-französische Freundschaft neu zu beleben und zum Erfolg zu führen. Unsere Gemeinsamkeit kann ganz Europa neuen Schwung verleihen.
Soll die Türkei Mitglied der EU werden?
Die Türkei entfernt sich immer mehr von der EU. Spätestens seit dem Referendum vom April über die Einführung eines Präsidialsystems steht für mich fest, dass wir die Beitrittsverhandlungen offiziell aussetzen müssen. Eine enge und privilegierte Beziehung zwischen der EU und der Türkei ist im Interesse beider Seiten. Allerdings kann dies aber nur verwirklicht werden, wenn die Beziehungen auf Achtung der Menschenrechte, der demokratischen Werte und der Rechtsstaatlichkeit beruhen.
Sollte sich Deutschland bei internationalen Krisen stärker engagieren – auch militärisch?
Es ist in deutschem Interesse, dass wir international mehr Verantwortung übernehmen. Unser internationales Handeln und unser Engagement erfolgen eingebunden in Bündnisse und internationale Organisationen, allen voran NATO und EU. Ich möchte, dass Deutschland für ein verlässliches Engagement in Bündnissen steht. Gerade in der heutigen Zeit. Als politisch starkes Land in der Mitte Europas und weltweit vernetzte Wirtschaftsnation hat Deutschland nicht nur ein vitales Interesse an der eigenen Sicherheit, sondern auch an einer dauerhaft friedlichen, stabilen und gerechten Ordnung in der Welt. Wir müssen sichere und lebenswerte Zukunftsperspektiven in Krisenländern schaffen helfen. Dies betrifft unsere Rolle als diplomatischer Mittler, als Partner in der Entwicklungszusammenarbeit und – als letztes Mittel – in militärischem Engagement. Voraussetzung für einen Einsatz der Bundeswehr im Ausland ist immer eine völkerrechtliche Grundlage, z.B. ein UN-Mandat.
Sollte die Einwanderung nach Deutschland anders als bisher geregelt werden – wenn ja: Wie?
Den Fachkräftezuzug nach Deutschland haben wir in den vergangenen Jahren bereits erheblich verbessert und vereinfacht. Dieser Bedarf wird in den nächsten Jahren weiter steigen – aufgrund unserer guten wirtschaftlichen Entwicklung und wegen der rückläufigen Zahl junger Menschen, die neu ins Erwerbsleben eintreten. Ausreichend Fachkräfte, die dem Arbeitsmarkt in den verschiedenen Bereichen zur Verfügung stehen, ziehen ihrerseits die Schaffung weiterer Arbeitsplätze nach sich. Deshalb braucht Deutschland ein Regelwerk zur Steuerung von Einwanderung in den Arbeitsmarkt. Ein solches „Fachkräfte-Zuwanderungsgesetz“ wird die bereits bestehenden Regelungen zusammenfassen und, wo nötig, effizienter gestalten. Voraussetzung sind der Nachweis eines konkreten Arbeitsplatzes und die Sicherung des Lebensunterhalts. Eine Einwanderung in die sozialen Sicherungssysteme lehnen wir ab. Mit einer klug gesteuerten und begrenzten Einwanderungspolitik für Fachkräfte unterstützen wir die Schaffung von Arbeitsplätzen in Deutschland und verringern spürbar die Attraktivität von illegaler Einwanderung und Migration.
Sollen Flüchtlinge häufiger abgeschoben werden als bisher?
Diejenigen, die keinen Asylanspruch haben, müssen wieder gehen, damit wir den wirklich Schutzbedürftigen, die zu uns kommen, helfen können. Unser Rechtsstaat funktioniert nur, wenn wir die bestehenden Regeln auch konsequent anwenden. Dafür haben wir die die Rückführung ausreisepflichtiger Ausländer erleichtert. Wir haben Rücknahmeabkommen mit Herkunftsländern verhandelt und die Länder des Westbalkans zu sicheren Herkunftsländern erklärt.