„Bundesstadt, bunte Stadt, buntes Land“ – Diskussionsabend der KAS am 07.03.2016 in der Bundeskunsthalle

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Deutschland ist bunt. Und nicht zuletzt vor dem Hintergrund der aktuellen Migrationsbewegung wird sich dieser Trend in den nächsten Jahren fortsetzen. Auch in der schon heute internationalen, weltoffenen Bundesstadt wird diese Entwicklung verstärkt spürbar sein. Doch Vielfalt und Buntheit bergen neben Chancen und Perspektiven eben auch neue Herausforderung, z.B. die langfristige Integration in unsere Gesellschaft. Über den aktuellen Stand deutscher Asylpolitik, ein Erfolgsrezept für gelungene Integration sowie die Bekämpfung von Fluchtursachen diskutierten am Montagabend vor rund 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Bundestagsabgeordnete der Bonner CDU, Dr. Claudia Lücking-Michel, der Vorsitzende  des Deutschen Rotes Kreuzes Bonn, Georg Fenninger, der Welt-Journalistin Cigdem Toprak sowie die Referatsleiterin für Interreligiösen Dialog des Bistums Mainz, Dr. Barbara Huber-Rudolf unter dem Titel „Bundesstadt, bunte Stadt, buntes Land“.

Während eines informativen Vortrages berichtete Georg Fenninger zunächst über die aktuelle Situation der Flüchtlingsunterbringung der momentan 3.843 in Bonn untergekommenen Flüchtlinge in der Stadt. Eindrücklich schilderte er die organisatorischen wie finanziellen Herausforderungen, mit der die Bonner Verwaltung durch den anhaltenden Zustrom insbesondere im Hinblick auf die Flüchtlingsunterbringung konfrontiert wird. Im Vergleich zu anderen Kommunen, so Fenninger, sei die Bundesstadt bisher allerdings unter größten Anstrengungen den Herausforderungen gewachsen gewesen. Dies unterstreiche auch die Erfüllung der nach dem sogenannten Königssteiner Schlüssel festgelegten Aufnahmequote von nahezu 100%. Angemahnt wurde jedoch zugleich, dass die Kommunen angesichts der horrenden zusätzlichen Belastungen vor allem in finanzieller Hinsicht grundlegend durch Bund und Land entlastet werden müssen. Klar wurde auch, dass zahlreiche Maßnahmen, wie die Schaffung von zusätzlichen Schul- und Kindergartenplätzen, in der Zukunft verstärkt angegangen werden müssen. Zum Abschluss seines Vortrages appellierte Fenninger an das zahlreich erschienene Publikum, durch eigenes Engagement zum Gelingen dieser gesamtgesellschaftlichen Aufgabe beizutragen.

Zu Beginn der anschließenden Diskussion auf dem Podium und mit dem Publikum – hervorragend moderiert durch den WDR-Journalisten Dr. Christian Hermanns – unterstrich Dr. Lücking-Michel zunächst, dass bereits eine ganze Reihe von Maßnahmen zur Reduzierung des Flüchtlingsstroms vorgenommen worden seien. Mit Blick auf die parallel in Brüssel stattfindenden Verhandlungen betonte sie zugleich die Notwendigkeit einer langfristigen europäischen Lösung statt nationalen Schnellschüssen. Einig waren sich die Teilnehmer im Punkt der anhaltenden Verantwortung der europäischen Staatengemeinschaft. Die Verlagerung des Problems an die Außengrenzen der EU entbinde uns schließlich nicht von unserer Verantwortung.

Interessante und wertvolle Impulse nahm die Runde auch immer wieder aus dem Publikum auf. Besonders kritisch würdigte das Publikum die avisierte Kooperation mit der Türkei, die auch Cigdem Toprak scharf kritisierte. In der gegebenen Lage sei eine Verständigung und Kooperation mit einem wichtigen Durchgangsland der Migranten eminent wichtig, hielt Lücking-Michel entgegen. Die Anmahnung zur Einhaltung von Menschen- und Bürgerrechten werde auch künftig von deutscher Seite nicht verstummen.

Unter dem Stichwort „erfolgreiche Integration“ diskutierten die Podiumsteilnehmerinnen und das Publikum, über die Wertegemeinschaft und den gesamtgesellschaftlichen Konsens in der Bundesrepublik. Diese gelte es den Zuwanderern von vornherein zu vermitteln, allerdings immer wieder auch selbst zu überdenken. Daher biete die kulturelle Vielfalt nicht nur die Chance, etwas Neues, sondern auch das Eigene neu zu entdecken. In der Mehrheit des Publikums schwang dieser pragmatische Optimismus mit.

Bonn hat bisher seine Weltoffenheit unter Beweis gestellt und sich nicht auf einfache Denkmuster eingelassen. Dass dies in Zukunft so bleibt ist jedoch keine Selbstverständlichkeit. Die Bewältigung der momentanen Migrationsbewegung und die Integration von Zuwanderern ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und fordert daher – ob Bund, Land, Kommune oder Einzelperson – uns alle.