In einem waren die Diskutanten im studio dumont einig: Mit seinem Hang zum Protz hat der Limburger Bischof Tebartz-van Elst eine wichtige Debatte angestoßen. Auf dem Podium überraschte Weihbischof Ansgar Puff mit seinem Bekenntnis zum Kleinbus.
Wann hätte sich eine ernsthafte Diskussionsrunde je dafür interessiert, ob ein Weihbischof einen Dienstwagen hat und ob er ihn selbst steuert. Der Fall des Limburger „Protz-Bischofs“ Franz-Peter Tebartz-van Elst hat auch in dieser Hinsicht die Koordinaten verschoben. Es war abzusehen, dass mehr noch als die Frage, welchen Kurs der neue Papst theologisch und kirchenpolitisch einschlagen wird, die Debatte im vollbesetzten studio dumont das Verhältnis der katholischen Kirche zu Prunk, Macht, Besitz und Geld bestimmen würde.
Auf welchem Weg ist die Kirche?
Und so bezog sich das erste öffentliche Bekenntnis des neuen Weihbischofs Ansgar Puff gestern Abend auf seinen Kleinbus, einen gebrauchten Mercedes Sprinter, mit dem er sich zu seinen auswärtigen Terminen chauffieren lässt. Aus seiner Arbeit in sozialen Brennpunkten wisse er, dass Jugendliche die eherne Regel befolgten, auf jemanden, der am Boden liegt, nicht mehr einzutreten. Er zweifle, dass der umstrittene Limburger Oberhirte wirklich am Boden liege, konterte Theologieprofessor Hans-Joachim Höhn, denn er setze immer noch auf eine „Lösung von oben“, statt demütig den Dialog mit dem Kirchenvolk zu suchen. Allerdings habe Tebartz trotz des „gewaltigen Imageschadens“ eine hilfreiche Diskussion angestoßen.
Dieser Einschätzung stimmte Claudia Lücking-Michel, Vizepräsidentin der Zentralkomitees der deutschen Katholiken, ausdrücklich zu. Die frischgebackene Bonner CDU-Bundestagsabgeordnete prophezeite, der Fall werde eine Grundsatz-Debatte um das Kirche-Staat-Verhältnis auslösen. Auch kirchenintern müsse es mehr Transparenz im Umgang mit Finanzen geben: „Das System der Geldverteilung ist undemokratisch.”
Leidenschaftlich verfocht Hans-Joachim Höhn seine Ansicht, er sei nicht für eine „arme Kirche“ als Selbstzweck, weil sie „am Ende armselig“ sei und wenig bewirken könne, sondern für eine Kirche an der Seite der Armen.
Unterschiedlich bewertete die Runde die Frage von Moderator und „Kölner Stadt-Anzeiger“-Chefkorrespondent Joachim Frank, inwieweit die Haltungen von Papst Franziskus stilbildend für den Klerus sein werden. Er sei sicher, meinte Weihbischof Puff, dass sein Vorbild Veränderungen bewirken werde. Der argentinische Papst habe im ersten halben Jahr „Signale in Serie“ ausgesandt, meinte Lücking-Michel. Jetzt müsse aber „Butter bei die Fische“, bloß hoffnungsvolle Zeichen reichten nicht.
Wo Benedikt XVI. durch „autoritäres Eingreifen Bruchlinien geschaffen“ habe, scheue sein Nachfolger dogmatische Entscheidungen analysierte Höhn. „Ein kluges jesuitisches Kalkül, um sich Kritiker vom Hals zu halten.“ Er wolle keine Seite verprellen, sondern entkrampfen.“ Zu einer Kontroverse zwischen Puff und Höhn kam es beim Reizthema Sakramente für wiederverheiratete Geschiedene. Der Weihbischof sagte, er halte einen „Segenszuspruch“ bei der Kommunion ohne Empfang der Hostie für einen möglichen Ausweg. Das sei, so Höhn, keine Wertschätzung, sondern eine „Kränkung, wie sie schlimmer kaum vorstellbar“ sei.
Artikel Kölner Stadtanzeiger